Patienteninfo > Laboranalyse > Urinanalyse
Urinprobe und Urinanalyse
Wolf-Peter Franke / Wusyén
Die Urinanalyse wird zur Gesundheitsvorsorge, Behandlungs- und Verlaufskontrolle bei verschiedenen Krankheitsbildern wie beispielsweise Diabetes mellitus, Harnwegsinfekten, Nieren- und Lebererkrankungen eingesetzt.
◊◊◊
Die Analyse des Urins ist eine der ältesten Untersuchungsverfahren und gehört zu den nicht-invasiven medizinischen Untersuchungsmethoden.
Warum wird eine Urinanalyse durchgeführt?
Mithilfe eines Urinteststreifens oder durch eine Untersuchung der Urinprobe im Labor können eingeschränkte Nierenfunktionen, Erkrankungen in den ableitenden Harnwegen aber auch Stoffwechselerkrankungen, wie z. B. ein manifester Diabetes mellitus, erkannt werden.
Zu den am weitesten verbreiteten Krankheitsbildern zählen die Infektion der Harnwege und des Nierenbeckens. Ursachen, wie z. B.:
- Harnabflussstörung
- Unterkühlung
- Übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln
- Diabetes mellitus
- Schwangerschaft
- Abwehrschwäche
- Prostataerkrankung
können eine Harnwegsinfektion begünstigen und führen zu dem typischen Symptom „Schmerzen beim Wasserlassen“.
In der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko für Diabetes (sog. Schwangerschaftsdiabetes), einer Präeklampsie oder eines Harnwegsinfektes. Zur frühzeitigen Feststellung von Glukose, Proteinen und Leukozyten im Urin ist eine regelmäßige Kontrolle mittels Urinteststreifen empfehlenswert.
Welche Farbe hat der Urin?
Die Farbe des normalen Urins ist sehr stark von der Trinkmenge abhängig. Bei ausreichend hoher Flüssigkeitsaufnahme (ca. 1,5 - 2,5 Liter je Tag) ist der Urin klar, hell mit einer Gelb-/Bernsteinfärbung und fast geruchslos. Wird wenig Flüssigkeit dem Körper zugeführt, dann wird die Urinfarbe dunkler.
Bei einem schäumenden Urin werden zu viele Proteine (Eiweiße) ausgeschieden. Schwankende Proteinwerte im Tagesverlauf werden meist durch Sport, Stress oder gefäßverengende Medikamente verursacht und haben keinen Krankheitswert. Ist der Proteinwert im Tages- und Nachturin konstant erhöht, dann kann ein Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder eine Nierenerkrankung vorliegen.
Die Ursachen für einen trüben Urin können eine übermäßige pflanzliche Kost oder eine Infektion mit Bakterien sein.
Ein dunklerer Urin kann sehr unterschiedliche Farben aufweisen; gelblich, rötlich, bläulich, bräunlich bis zu schwarz. Die Farbveränderung ohne Krankheitswert kann beispielsweise durch den Verzehr von Nahrungsmitteln (z. B. roten Beeten) oder die Einnahme von Medikamenten bedingt sein; bitte die Hinweise im Beipackzettel beachten. Eine krankheitsbedingte Farbveränderung könnte bei grünblauer Färbung auf Harnwegsinfekte und bei rotbrauner Färbung auf Blut im Urin hinweisen.
Welche Parameter werden mit dem Urinteststreifen analysiert?
In meiner Praxis gehört die Analyse des Urins mittels Teststreifen zur Routineuntersuchung. Erkrankungen können in einem frühen Stadium erkannt und somit Ausgangspunkt für weitere Untersuchen sein.
Für die Urinanalytik werden mit dem Teststreifen folgende 10 Parameter ausgewertet:
- Spezifisches Gewicht (Trinkverhalten)
- pH-Wert (Säure-Basen-Haushalt, Diabetes mellitus)
- Leukozyten (Nieren-/Blasen-/Harnwegsfunktion)
- Nitrite (Bakterielle Infektionen z. B. durch Escherichia coli)
- Protein (Nierenfunktion, Sport, Schwangerschaft)
- Glukose (Diabetes mellitus)
- Ketonkörper (Diabetes mellitus, Diät, Fasten)
- Urobilinogen (Leberfunktion, Hämoglobinabbau)
- Bilirubin (Leberfunktion, Gallenwegsstauung)
- Blut (Nierenfunktion, Herzinfarkt, Diabetes mellitus, Hämolyse, Tumore).
Wann wird eine Urinprobe durchgeführt?
Für die Gewinnung der Urinprobe ist der Morgenurin als Mittelstrahlurin direkt nach dem Aufstehen am besten geeignet. Nach der letzten Blasenentleerung sollten mindestens 3 Stunden vergangen sein.
Die entsprechenden Gefäße für die Gewinnung der Urinproben erhalten Sie bei mir in der Praxis.
Wie wird der Mittelstrahlurin abgenommen?
Der erste Teil des Urins wird in die Toilette abgelassen (ca. 3 Sekunden). Ohne Unterbrechung des Urinstrahls wird der mittlere Teil (Mittelstrahlurin) im Urinbecher aufgefangen. Der restliche Urin geht wieder in die Toilette.
Um den Urin beim Wasserlassen nicht zusätzlich mit Haut oder Scheidenbakterien zu belasten, ziehen die Männer ihre Vorhaut etwas zurück und die Frauen spreizen etwas ihre Schamlippen.
Aus hygienischen Gründen ist das gründliche Händewaschen vor und nach der Probenentnahme empfehlenswert.
Im Anschluss wird der Urinbecher fest verschlossen und bis zum Besuch in der Praxis kühl und dunkel gelagert sowie keiner intensiven Sonneneinstrahlung oder Wärme ausgesetzt. Eine vorübergehende Aufbewahrung der Urinprobe im Kühlschrank ist unproblematisch.
Wie alt darf eine Urinprobe sein?
Erfolgt die Analyse mit einem Urinteststreifen in meiner Praxis, darf die Urinprobe nicht älter als ein bis zwei Stunden sein.
Ältere Proben sind für die Analyse mit einem Teststreifen unbrauchbar, da Abbauprozesse die Werte verfälschen können.
Unter Umständen werden Sie gebeten, in der Praxis nochmals Urin abzugeben.
Warum sollten Sie vor einer Urinprobe kein zusätzliches Vitamin C einnehmen?
Vitamin C (Ascorbinsäure) befindet sich in Obst-/Gemüsesorten (wie Orangen, Broccoli, Kartoffeln) und in vielen verarbeiteten Lebensmitteln. Vitamin C gehört zu den wichtigsten Radikalfängern, hat eine antioxidative Wirkung und schützt somit auch vor Harnwegs-/Blaseninfektionen.
Allerdings ist diese entzündungshemmende Wirkung ein Nachteil für verschiedene Testverfahren. So kann eine Untersuchung mit dem Urinteststreifen bereits bei leicht erhöhten Vitamin C-Konzentrationen im Urin zu falsch-negativen Testergebnissen auf den Testfeldern für Blut, Glukose und Nitrit führen. Im ungünstigsten Fall könnte eine Hämaturie (Blut im Urin) nicht nachgewiesen werden.
Um diesen Vitamin C-Effekt bei der Urinanalyse zu vermeiden, verwende ich in meiner Praxis Teststreifen, die eine Resistenz gegen Ascorbinsäure aufweisen.
Zusätzlich sollten Sie jedoch vor der Abgabe einer Urinprobe am Vortag kein hoch dosiertes Vitamin C in Form von Orangensaft, Pulver oder Tabletten zu sich nehmen.
Was müssen Frauen in der Menstruation beachten?
Wegen möglicher Verunreinigungen ist bei Frauen eine Urinuntersuchung während bzw. zwei bis drei Tage vor oder nach der Menstruation nicht indiziert.